Kirchenführer - Das Eingangsrelief

Kirchenvorstand und Kirchbauverein hatten bei den Planungen den Vorschlag gemacht, die neue Kirche in Ludwigsfeld nach dem Apostel Andreas zu benennen. Dekan Schmid führte in einem Gemeindebrief Ende 1966 Gedanken zur Person des Andreas aus, die im Folgenden die Reliefszenen kommentieren sollen. Er schloss 'dass das Leben des Apostels Andreas in mancherlei Hinsicht die Darstellung dessen ist, was Jesus den Seinen zu schenken hat: Bereitschaft zu hingebendem Dienst, zur missionarischen Liebe und zu der Hoffnung, die den Tod überwindet. Vielleicht ließe sich aus der Geschichte des Andreas auch ein Motiv für die Gestaltung der von Baron von Malsen geplanten Beton-Eingangswand der neuen Kirche finden.'

Eingangsrelief der Andreaskirche in Ludwigsfeld
Schattenwirkung des Reliefs

Der Ulmer Künstler Günther Späth (1921 - 1991) erhielt den Auftrag, das Relief zu gestalten. Späth, der im Krieg einen Arm verloren hatte, hat in München Kunst studiert. Er arbeitete in vielfältigen künstlerischen Ausdrucksformen von textilen Stücken über Glasfenstergestaltung bis hin zur Malerei. Er hat sich aber vor allem mit seinen plastischen Arbeiten im Alb-Donau-Kreis einen Namen gemacht. Eine Zeitlang hatte Späth sein Atelier in der halbzerstörten Dreifaltigkeitskirche eingerichtet, dem heutigen 'Haus der Begegnung'.

Für die Petruskirche gestaltete er das Türrelief in Bronze. Für die Erlöserkirche schuf er die Portal-Kupferbeschläge mit den Evangelistensymbolen und das Fresko auf der Altarwand. In intensivem Dialog zwischen Späth und Gemeindeverantwortlichen reifte der Entwurf für die Darstellung.

Sehr beeindruckend ist die bewußt eingesetzte Holzmaserung der Verschalung, die im fertigen Relief deutlich zu erkennen ist und ihm Struktur und Lebendigkeit verleiht. Je nach Licht variiert die Wirkung des Reliefs sehr stark. Am 21.Juli 1968, also bereits vor der Einweihung der Andreaskirche enthüllte und erklärte der Künstler Günther Späth in feierlichem Rahmen sein Werk.

 

 

 

Relief Gesamtansicht

Gedanken des Künstlers Günther Späth zur Einweihung der Kirche in Ludwigsfeld 1968

zentrales Motiv des Reliefs

Das zentrale Motiv findet sich bei Lukas 24,51 'Und es begab sich, während er segnete, entschwand er ihnen und wurde in den Himmel emporgehoben.' Dekan Schmid führt dazu aus 'Endlich finden wir Andreas nach Ostern unter den elf wartenden Jüngern, die dann die Kraft des Heiligen Geistes des Auferstandenen empfangen.'

Neben der Auferstehungsszene wird die Speisung der Fünftausend (Johannes 6, 1 - 15) dargestellt: 'Einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das unter so viele?'

 

Die mit Kreuzen versehenen Brote können auch die Aussendung der zwölf Apostel (Matthäus 10) symbolisieren.

 

 

Andreaskreuz

Nach frühchristlicher Überlieferung soll Andreas als Missionar in der Gegend der Euphrat-Quellen (der heutigen Türkei) und dann in Griechenland gewirkt haben und am 30.November des Jahres 62 als treuer Zeuge Jesu den Kreuzestod am Schrägkreuz (Andreaskreuz) willig und voll der Auferstehungsgewißheit erlitten haben.

 

 

 

linke Reliefseite

Andreas ist nach Matthäus 4,18 wie sein Bruder Petrus Fischer: auch ihm galt die Verheißung Jesu: 'Folget mir nach und ich werde euch zu Menschenfischern machen'; und er verließ wie Petrus seine Netze und folgte Jesus ohne Zögern nach. Offenbar gehörte er zu dem engsten Vertrautenkreis um Jesus. Andreas hat mit den anderen Jüngern die Aussendungsrede Jesu gehört (Matthäus 10) und von daher in der Vollmacht Jesu die Verpflichtung der Proklamation der Gottesherrschaft als seine Lebensaufgabe gespürt.

Nach Markus 1,29ff ist Andreas in seinem und des Petrus Haus Zeuge der Siege Jesu über die Krankheit gewesen - aber auch der Flucht Jesu in die Stille des Gebets und der Entschlossenheit Jesu, seinen eigentlichen Auftrag auszurichten - nämlich die Herrschaft Gottes über diese unsere Menschenwelt auszurufen.

Die Darstellung auf der linken Seite des Reliefs erinnert mich an das Kirchenlied 299

Apostel Andreas

Aus tiefer Not schrei ich zu dir

Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen.
Dein gnädig' Ohren kehr zu mir
und meiner Bitt sie öffne;
denn so du willst das sehen an,
was Sünd und Unrecht ist getan,
wer kann, Herr, vor dir bleiben ?

Besonders trostreich ist die 3.Strophe
Darum auf Gott will hoffen ich,
auf mein Verdienst nicht bauen;
auf ihn mein Herz soll lassen sich
und seiner Güte trauen,
die mir zusagt sein wertes Wort;
das ist mein Trost und treuer Hort,
des will ich allzeit harren.

 

 

 

 

 

Programm Reliefenthüllung