In einer kurzen Andacht nahm die Gemeinde am 10.November 1968 Abschied von ihrer alten Gottesdienststätte im Untergeschoß des Kindergartens. Im alten Schulhof versammelten sich die Gemeindemitglieder sowie viele geladene Gäste, um in feierlichem Zug in die neue Kirche überzusiedeln.
Nach der Schlüsselübergabe öffnete Pfarrer Birkhölzer die Tür zur Andreaskirche.
Als Gruß der katholischen Ludwigsfelder Gemeinde ließ Pfarrer Mayr die Glocken der katholischen Kirche 15 Minuten lang läuten.
Pfarrer Birkhölzer verglich die Form des Kirchendaches mit einem Nomadenzelt in der Wüste. Hier wie dort böte der Raum nicht nur Zuflucht, sondern auch ein Stück Offenheit für Neues, vor dem sich die Gemeinde nicht verschließen solle.
Der Kirchbauverein konnte fast 20 Prozent der Kirchenbaukosten aufbringen. Durch zahlreiche Senden, Beiträge und Veranstaltungen wie Basare, Schulspiele und Kirchbaufeste kam diese enorme Leistung zustande.
Kurz nach der Einweihung der Andreaskirche erfolgte die Installation des ersten Pfarrers, Wolfgang Weltle, am 8.Dezember 1968.
Ansprache des Sprengelpfarrers Horst Birkhölzer
beim Abschied aus der alten Gottesdienststätte (Gemeindesaal im Kindergarten)
Liebe Christen und liebe Nichtchristen,
wir weihen diese Kirche in einer Zeit, in der Spannungen durch unsere Kirchen und alle Konfessionen ziehen. Es ist so viel von 'neuen Strukturen' die Rede, daß man schier meinen sollte, kein Stein bliebe in der Zukunft auf dem anderen und die ganze Welt müßte neu gebaut werden. Seien wir uns darüber klar, diese Kirche kann das versteinerte Symbol einer überholten Kirchenkonzeption sein, sie kann aber auch der Ort des Aufbruchs der Gemeinde Gottes in die Welt sein. Machen wir uns doch nichts vor. Die Spannungen in unserer Kirche werden nicht vor unserer Gemeinde halt machen. Es werden Leute in unseren Reihen aufstehen und sagen, daß nichts geändert werden dürfe und alles so bleiben müsse, wie es von den Alten übernommen ist.
Andere dagegen werden verlangen, daß sich die institutionelle Kirche praktisch auflösen müsse, um noch Kirche Gottes zu bleiben. Diese Kirche ist die Gestalt eines Zeltes. Hier ist man geborgen. Wir dürfen es niemals zulassen, daß Andersdenkende aus diesem Raum ausgeschlossen werden, nur, weil sie eine andere Meinung haben als die Mehrzahl der Gemeinde. In unserer Gemeinde soll jede Meinung zu Wort kommen dürfen und können. Eine Toleranz aus dem Evangelium, das hier gepredigt werden wird, soll dem Schwachen wie dem Starken ermöglichen, seine Meinung zu sagen. Mißverstehen Sie mich nicht. Diese Kirche ist keine feste Burg. Sie gleicht vielmehr dem Nomadenzelt in der Wüste, in der die ausgezogene Gemeinde Zuflucht findet. Wir befinden uns ja schon in der Wüste. Jetzt aber ist die Zeit da, wo wir die sichere Zitadelle einer Glaubensgewißheit verlassen müssen und zu unseren Menschenbrüdern gehen und zeigen, daß Jesus Christus auch ihr Bruder ist. Ich hoffe, daß die Andreaskirche dieser Ort der Freiheit und Zuflucht sein wird.
Beitrag der Kindergarten-Kinder zur Einweihung der Kirche in Ludwigsfeld 1968
Die Kinder sprechen : Komm, Herr Jesu, mach uns stille. Laß uns hören auf dein Wort. Komm du selbst in uns're Mitte treibe alle Unruh' fort. Die Kinder sprechen : Herr, wenn wir zusammentreten, um zu singen und zu beten, soll's zu deinem Preise sein und zum Lob des Namens dein. Höre, Vater, uns're Bitte : Komm, Herr, in uns're Mitte. Laß dein Wort uns hören gern, treibe alle Unruh' fern. Pfarrer Birkhölzer ermuntert die Kinder, gerne in die schöne Kirche zu kommen. Die Kinder sprechen : Wir loben dich, Herr, unser Gott, und bitten deine Güte : sieh uns auch heut an diesem Ort, vor Schaden uns behüte. 2.So freuen wir uns heute an diesem schönen Tag und singen voller Freude, was unser Herz vermag. Lobet... Die Kinder sprechen : Führe mich, oh Herr und leite, meinen Gang nach deinem Wort. Sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Nirgends als bei dir allein, kann ich recht bewahret sein. Amen Die Kinder singen mit der Gemeinde Gesangbuch Nr. 187 / Vers 5 Danket unserm Gott, lobsinget ihm, rühmt seinen Nam' mit lauter Stimm', lobsingt und danket allesamt ! Gott loben, das ist unser Amt !